Die Räuber von Monburg

Vor mehr als hundert Jahren gab es in Monburg zwei Höfe. Einer davon gehörte dem Josef Stark. Dieser war ein trotziger Mann, der nicht viel arbeiten wollte. Lieber saß er im Wirtshaus und vertrank sein Geld. Sein Hof war deshalb schlecht bewirtschaftet und kam immer mehr herunter. Wenn seine Frau Marianne und seine Tochter Margaret nicht gewesen wären, würde der Hof schon längst versteigert worden sein. Beim Änderbauer in Heretsried hatte er nämlich Schulden.

Als sich einst seine Tochter beim Beerensuchen im Monburger Wald verirrte, stand sie plötzlich vor einem schwarzen Zelte, das zwischen vier Bäumen aufgeschlagen war. In der Mitte stand ein Tisch mit Bänken. In einer dunklen Ecke erblickte sie einen Mooshaufen, auf dem zwei bärtige Männer schliefen. An einem Baume hingen Pistolen, Gewehre und Säbel. Auch Fleisch von Rehen und Hirschen war zu sehen. Da kamen zwei Männer daher. Margaret versteckte sich. Sie hatte sogleich den einen von ihnen erkannt. Es war ihr Vater. Zu ihrem Entsetzen hörte sie, wie er zu den anderen sagte: „Morgen bringen wir den Schmied Peter von Feigenhofen um! Er ist der reichste Mann in der ganzen Gegend“. Margaret lief sogleich heim und erzählte das ihrer Mutter. Diese schickte eiligst einen Boten nach Feigenhofen, um den Schmied Peter zu warnen. Um die Mitternachtsstunde näherten sich die vier Räuber seinem Hofe. Die Feigenhofener hatten aber schon auf sie gewartet. Sie überfielen dieselben aus dem Hinterhalt und führten sie gefesselt zur Polizeistation nach Biberbach.

In der bald darauffolgenden Gerichtsverhandlung wurde Stark, der Anführer der Räuberbande, zu zehn Jahren, die anderen drei zu je fünf Jahren Zuchthaus verurteilt.

Der Änderbauer von Heretsried kam nun fast jeden Sonntag nach Monburg und verlangte von der Marianne Stark sein Geld zurück, nämlich 2400 Gulden und dazu noch 600 Gulden Zins. Als er sie einst heiraten wollte, hat sie ihn abgewiesen. Nun war der Tag der Rache gekommen: Die Zwangsversteigerung des Hofes. Marianne aber war am Rande der Verzweiflung. Eines Tages begegnete Margarete Stark der Tochter des Schmied Peter von Feigenhofen und klagte ihre große Not. Als Johanna heimkam, erzählte sie das ihrem Vater. Dieser hat sich sogleich entschlossen, der bedrängten Familie zum Dank der Rettung seines Lebens zu helfen. Schon am nächsten Tage überbrachte er die benötigte Summe. Unbeschreiblich war die Freude  der Beschenkten. Der Hof war nun gerettet.

Als der geizige Änderbauer die geforderten 3000 Gulden zurückbekam, machte er große Augen. Hatte er sich doch schon lange auf die Versteigerung gefreut.

Eines Tages erzählte er in guter Laune seinem Sohne Josef, daß er die Marianne Stark um 1000 Gulden betrogen habe. Dieser Betrag sei ihm von ihrem Manne schon vor Jahren zurückbezahlt worden. Als ihm der Sohn ins Gewissen redete und ihm sein schweres Unrecht vorhielt, warf ihn der Vater im Zorn zur Tür hinaus. Josef zog nun nach Oberhausen, wo er bei einem Bauern acht Jahre lang als Knecht arbeitete.

Der alte Änderbauer verkaufte nun seinen Hof und zog in ein kleines Häuslein. Durch Geldausleihen wurde er immer reicher, aber auch geiziger. Er vergrub sein Geld im Walde. Als er die Stelle nicht mehr fand, wurde er irrsinnig. Er wurde in eine Anstalt gebracht. Dort konnte er nur auf einem Sack voll Geld  schlafen (Falschgeld). Auf diesem Geldsack ist er nach einigen Jahren gestorben.

Josef Stark ist im Zuchthaus zur Einsicht gekommen und hat sich gebessert. Weil er einen Aufstand der Gefangenen zur Anzeige gebracht hat, ist er schon nach 5 Jahren entlassen worden. Er ist ein fleißiger Bauer geworden und hat nun mit seiner Familie in Liebe und Frieden gelebt. Johanna Schmied von Feigenhofen hat ihren Knecht Michael geheiratet. Margarete Stark aber hat am gleichem Tage Verlobung gefeiert mit Josef, dem Sohn des Änderbauern.