Graf Kuno von Kirchberg 

Zur Zeit des großen Wittelsbachers Otto von Bayern (1120-83) lebte der berühmte Graf Kuno auf seinem Schlosse Kirchberg (zwischen Heretsried und Lützelburg). Er hatte einen Sohn und drei Töchter.

Als er einst mit seinem Sohne von einem Kriegszug aus Italien heimkehrte und seinem Schlosse näherkam, flatterte mit fürchterlichem Geschrei ein Hahn über den Weg (beim Krähenberg). Nach kurzer Zeit raste ein Schimmel an ihnen vorbei.

Der Graf war sehr erschrocken. Er sprach zu seinem Sohn: „Wenn nur daheim kein Unglück passiert ist!“ Als dann beide über die Hausener Wiese ritten (Hausermahd), erblickten sie auf dem Kirchberg zu ihrem Schrecken eine schauerliche Ruine - das einstige schöne Schloß des Grafen Kuno.

Im nahen Edelhof erfuhren sie nun vom Pächter, was sich während ihrer Abwesenheit ereignet hat. Bald nachdem der Graf mit seinem Söhne das Schloß verlassen hatte, fand sich dort der gottlose Sohn eines Raubritters aus der Umgebung ein. Er hatte sich versteckt, um nicht in den Krieg ziehen zu müssen. Dieser Schurke log nun der Gräfin und ihren Töchtern allerlei vor. Er bot sich ihnen bis zur Rückkehr des Burgherrn als Wächter und Beschützer an. Obwohl der Schloßkaplan, dem der Graf die Burg und seine Familie anvertraut hatte, wiederholt vor dem fremden Eindringling gewarnt hat, hörten sie nicht auf ihn. Sie veranstalteten mit dem jungen Ritter üppige Mahlzeiten und wüste Trinkgelage und führten ein widerliches Leben.

Als sie eines Abends wieder miteinander zechten, trat plötzlich der Burgkaplan ein, tadelte mit allem Ernst ihr sittenloses Leben und drohte ihnen mit einem Strafgericht Gottes.

Der Raubritter wurde daraufhin von einer teuflischen Wut erfaßt. Er ließ den Priester in den Burghof schleppen. Dort hetzte er die Hunde solange auf ihn, bis sie ihn in Stücke zerrissen.

In jener Nacht zog sich über der Burg ein schweres Gewitter zusammen. Ein furchtbarer Sturm heulte um die Mauern. Von ihrem Gewissen geängstigt verbargen sie sich in einer Ecke des Schlosses. Da fuhr ein Blitzstrahl nieder und erschlug den gottlosen Frevler sowie die Gräfin und ihre drei Töchter. Das ganze herrliche Schloß brannte bis auf die Mauern nieder.

Nachdem der Graf diese traurige Geschichte angehört hatte, faßte er den Entschluß, bis zu seinem Tode Sühne zu leisten für die Frevel, die auf seinem Schlosse begangen worden sind. Er ließ bei Muttershofen eine Klause mit einer Kapelle errichten. Dort hat er ein strenges Büßerleben geführt bis zu seinem seligen Ende.

In Hausen soll der Graf dort, wo einst sein Schloß war, ein Kloster für fromme Frauen errichtet haben, das später nach Salmanshofen bei Affaltern verlegt wurde. Im Jahre 1401 ist es abgebrannt. Die Nonnen sind nach Holzen gezogen.

Aus dem Edelgut, das der Graf seinem Pächter geschenkt hat, sollen in Heretsried 3 Bauernhöfe entstanden sein: der Änder-, der Jakobs- und der Thomabauer.

  

Die drei Schloßfräulein von Kirchberg

Nach einer alten Sage wurden dort, wo sich die Wege von Apfeltrach nach Peterhof und von Heretsried nach Lützelburg kreuzen, bei abnehmendem Monde in der Geisterstunde die drei Töchter des Grafen Kuno gesehen: Die eine hatte einen Schlüssel in der Hand, die andere ein Schatzkästlein, die dritte führte einen großen, schwarzen Hund mit glühenden Augen und feurigem Rachen am Halsband.